Archiv
Der Nachlass von Carl Orff ist dank der Voraussicht des Komponisten und des Engagements seiner Frau Liselotte (1930–2012) zusammenhängend erhalten. Im Archiv des Orff-Zentrums München befinden sich der gesamte dokumentarische und ein großer Teil des künstlerischen Nachlasses von Carl Orff als Dauerleihgabe der Carl-Orff-Stiftung. Aus konservatorischen Gründen werden die Reinschriften seiner Werke, die handschriftlichen Originalpartituren, in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Trotz der beiden Standorte des künstlerischen Nachlasses, bietet die Geschlossenheit des Gesamtbestandes einen sehr differenzierten Einblick in Leben, Wirken und Werk Carl Orffs. Darüber hinaus wurde und wird der Nachlass durch eine aktive Sammeltätigkeit erweitert und ergänzt.
Die Archivbestände des Orff-Zentrums München dienen nicht nur der wissenschaftlichen Forschung, sondern sind auch wertvolle Quelle für die Arbeit der professionellen Musik- und Theaterpraxis sowie der Musikpädagogik. Das Orff-Zentrum München übernimmt die Verantwortung zur Bewahrung des kulturellen Erbes des Komponisten und gewährleistet eine sachgerechte, den Archivierungserfordernissen entsprechende Aufbewahrung. Im Jahr 2015 wurde mit einer Sicherungsdigitalisierung des Nachlassbestandes begonnen.
Die Benutzungsordnung beschreibt die Modalitäten zur Einsichtnahme und Veröffentlichung von Dokumenten oder deren Inhalte.
Erschließungsgruppen
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Die rund 70 handschriftlichen Originalpartituren von Carl Orff werden als Depositum der Carl-Orff-Stiftung in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrt. Die entsprechenden Katalogeinträge lassen sich über den BSB-Katalog OPACplus finden. Sämtliche Autographen wurden zwischenzeitlich auch digitalisiert und können sowohl über die Digitale Sammlung Carl Orff im »Lesesaal Musik, Karten und Bilder« der Bayerischen Staatsbibliothek als auch im Orff-Zentrum München eingesehen werden.
1988 übergab Orffs Witwe Liselotte Orff als Vorsitzende der Orff-Stiftung die eigenhändigen Musikhandschriften ihres Mannes als Depositum. Höhepunkt des umfangreichen Bestands ist ohne Zweifel die großformatige autographe Partitur der "Carmina Burana".
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Carl Orffs umfangreiche Bibliothek und sein Notenarchiv werden im Orff-Zentrum München sowie in seinem Arbeitshaus in Dießen aufbewahrt. Im Orff-Zentrum München befinden sich dabei nur ein kleiner Teil seiner Bibliothek und die Handexemplare seiner eigenen Werke.
Die Bibliothek umfasst neben Weltliteratur, Lexika und Veröffentlichungen zu speziellen Themen in Literatur-, Kunst- und Kulturgeschichte vor allem musiktheoretische Schriften sowie Bücher und Zeitschriften zur Musik-/Theatergeschichte, -theorie, -pädagogik und -wissenschaft.
Zum Nachlass gehört auch eine Reihe von Magisterarbeiten und Dissertationen, die zu Orffs Lebzeiten verfasst worden sind.
Im Notenarchiv befinden sich Korrektur- und Handexemplare seiner Werke sowie Partituren und Klavierauszüge vor allem von Opern und Vokal- und Orchesterwerken von Orlando di Lasso, Claudio Monteverdi, Johann Sebastian Bach über Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Richard Wagner und Richard Strauss bis hin zu György Ligeti und Krzysztof Penderecki.
Die Bibliothek und das Notenarchiv sind in einer internen Datenbank erfasst, die nur im Orff-Zentrum München einsehbar ist.
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Im Nachlass befinden sich persönliche Dokumente wie Zeugnisse, Urkunden, Kalender sowie Werkdokumente z. B. handschriftliche Notizen und Textentwürfe zu Vorträgen, Aufsätzen und zur achtbändigen Dokumentation Carl Orff und sein Werk.
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Carl Orff korrespondierte mit vielen Persönlichkeiten aus dem musik- und theaterpraktischen sowie musikpädagogischen Bereich, mit Persönlichkeiten und Institutionen aus Gesellschaft und Politik.
Die Sammlung der rund 40.000 hand- oder maschinenschriftlichen Briefe, Ansichtskarten und Telegramme schließt auch den Briefwechsel des Komponisten mit dem Schott-Verlag ein, der 2014 mit den Briefen aus dem, von der Carl Orff-Stiftung angekauften Carl Orff betreffenden Bestand des Verlags Schott Music, ergänzt wurde.
Die gesamte Korrespondenz ist in einer internen Datenbank erfasst.
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Das Pressearchiv (Print- und elektronische Medien) umfasst sämtliche verfügbare Artikel zum Werk und Schaffen Carl Orffs. Es gliedert sich in zwei Teile: die Sammlung von 1921 bis 1982 und die Sammlung ab 1983. Erstere stammt aus dem Nachlass des Komponisten; Letztere wird von der Carl Orff-Stiftung besorgt und regelmäßig dem Orff-Zentrum München zur Archivierung übergeben. Jährlich gelangen auf diesem Wege rund 1300 Artikel ins Pressearchiv, werden dort nach Werk- und Themengruppen sortiert und schließlich in einer Datenbank nutzbar gemacht.
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Das Fotoarchiv umfasst Fotos aus Carl Orffs Kinder- und Jugendzeit, Familienfotos sowie ca. 650 Porträtaufnahmen. Eine Vielzahl von Fotos zeigt Carl Orff mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und bei besonderen Anlässen. Proben-, Szenen- und Aufführungsfotos seiner Werke bilden die damalige Theater- und Konzertpraxis sehr lebendig ab.
Im Nachlass befinden sich auch Fotos, die die stete Anstrengung und intensive Arbeit verdeutlichen, das Orff-Schulwerk national und international zu verbreiten. Das sind z. B. Fotos mit Carl Orff, Gunild Keetman (1904–1990) und Godela Orff (1921–2013) bei Rundfunkaufnahmen oder Fotos von Veranstaltungen und Schulwerk-Kursen am Orff-Institut Salzburg sowie Kursen im In- und Ausland.
Eine eigene Bestandsgruppe innerhalb des Fotoarchivs bildet die große Fotosammlung der Günther-Schule. Diese Sammlung dokumentiert den Unterricht an dieser Schule, aber auch die vielen Auftritte der Tanzgruppe und des Tanzorchesters unter der Leitung von Dorothee Günther (1896–1975), Maja Lex (1906–1986) und Gunild Keetman.
Die interne Datenbank des Fotoarchivs befindet sich noch im Aufbau.
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Das Medienarchiv umfasst rund 2800 Bild- und Tonträger, darunter Einspielungen der Werke Carl Orffs von 1935 bis in die heutige Zeit, aber auch Tonbänder, Filme und Videoaufnahmen von Interviews und Rundfunksendungen mit Carl Orff. Das Medienarchiv ist in einer internen Datenbank erfasst.
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Diese Sammlung gibt mit rund 2200 Programmheften, Ankündigungen, Einlegeblättern und Programmübersichten der Ur- und Folgeaufführungen ein klares Bild der Aufführungsgeschichte der Werke von Carl Orff. Mit dem Jahr 1921 beginnend, wurde sie auch nach seinem Tod weiter ergänzt und wird bis in die Gegenwart aktualisiert. Darüber hinaus führt das Orff-Zentrum München, unabhängig von den vorhandenen Programmheften, eine Aufführungsstatistik. Die Programmhefte sind in einer internen Datenbank erfasst.
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Carl Orff hat zahlreiche Aufsätze verschiedener Autoren zu seinem Leben und Werk gesammelt. Hauptsächlich erschienen diese Aufsätze in Musikzeitschriften. Die Aufsätze sind in einer internen Datenbank erfasst.
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Im Nachlass befinden sich Plakate der Uraufführungen und Folgeaufführungen im In- und Ausland der Werke von Carl Orff. Die Sammlung ist unvollständig überliefert und noch nicht katalogisiert.
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Die Instrumentensammlung von Carl Orff weist hauptsächlich Schlaginstrumente und außereuropäische Instrumente auf, die er in seinen Bühnenwerken und Schulwerk verwendet hat. Davon sind nur wenige im Orff-Zentrum München, die meisten werden nach wie vor im Arbeitshaus in Diessen aufbewahrt. Seit 2012 können einige Instrumente in der Sammlung Musik des Münchner Stadtmuseums besichtigt werden, wie z. B. das Steinspiel und die japanischen Instrumente Bin Sasara, Sake-Faß und Taiko.
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Das umfangreiche Skizzenmaterial seiner künstlerischen und pädagogischen Werke schenkte Carl Orff seiner Frau Liselotte. Die »Sammlung Liselotte Orff« sowie die »Schulwerk-Skizzensammlung« zählen zum erweiterten Nachlass des Komponisten und werden ebenfalls im Orff-Zentrum München aufbewahrt.
Die Skizzensammlung enthält autographe Entwürfe zu seinem Bühnenwerk, zur Orchester- und Kammermusik sowie zu seinen Liedern. Mit annähernd 100 Mappen, die z. T. mit Skizzenblättern in dreistelliger Höhe gefüllt sind, liegt für diese Sammlung eine Groberschließung vor.
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Die Schulwerksammlung umfasst 67 Mappen mit Autographen von Schulwerk-Stücken Carl Orffs und Gunild Keetmans, dazugehörige Entwürfe, Texttyposkripte und Druckausgaben der diversen Schulwerkbände. Diese Sammlung ist grob erschlossen.
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Eine besondere Bestandsgruppe innerhalb des Nachlasses von Carl Orff bildet das Archiv der weitverzweigten Familie Orff. Von dieser alteingesessenen bayerischen Offiziers- und Gelehrtenfamilie sind sehr viele historisch interessante Dokumente überliefert, die bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts zurückreichen. Das Familienarchiv ist über ein Repertorium erschlossen.
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Mit Aufführungen von Orffs Bühnenwerken verbinden sich so renommierte Namen wie Jean Pierre Ponnelle, Helmut Jürgens, Hubert Aratym, Caspar Neher oder Josef Svoboda. Von diesen und vielen weiteren Künstlern befinden sich im Archiv des Orff-Zentrums München originale Bühnenbildentwürfe und -modelle, Figurinen und Aufführungsskizzen, darunter auch Uraufführungsdesigns zu Die Kluge oder Ein Sommernachtstraum.
Teilnachlässe
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Der Teilnachlass von Gunild Keetman, der engsten Schulwerk-Mitarbeiterin Carl Orffs, beinhaltet Bücher und in 100 Mappen persönliche Dokumente, autographe Notenblätter, Fotos, Briefe, Programmhefte sowie Aufzeichnungen und Dokumente von vielen Schulwerk-Kursen, Rundfunksendungen und Reisen. Durch diese Dokumente wird die Arbeit am und mit dem Schulwerk sowie die jahrzehntelange Zusammenarbeit der beiden Künstler vor allem aus der Sicht der Musikpraktikerin deutlich.
Die Feinerschließung dieses Teilnachlasses übernahm Minna Ronnefeld, die u. a. am Orff-Institut in Salzburg lehrte und durch die persönliche Zusammenarbeit mit Gunild Keetman über eingehende Kenntnisse ihrer Arbeit verfügt.
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Der Teilnachlass von Gertrud Orff-Willert gibt Einblick in ihre Arbeit als Musiktherapeutin. Durch ihre Mitarbeit bei der Entstehung der Schulwerk-Bände Musik für Kinder war sie grundlegend mit der Idee und den Inhalten des Schulwerks vertraut und brachte als studierte Musikerin die Orff-Musiktherapie auf den Weg. Der grob erschlossene Teilnachlass umfasst Briefe, Fotos, Arbeits- und Kursunterlagen.
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Ein Teilnachlass befindet sich im Haus und ist grob erschlossen.
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Werner Thomas, Musikhistoriker und Altphilologe, war über Jahrzehnte enger Mitarbeiter und Freund von Carl Orff. Als einer der Begründer der Orff-Forschung veröffentlichte er zahlreiche Bücher und Aufsätze zu allen Werken sowie zum Schulwerk des Komponisten. Die Erschließung des umfangreichen Teilnachlasses dauert noch an.
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Der Teilnachlass des Musikwissenschaftlers Stefan Kunze umfasst dessen gesamte Bibliothek. Die ca. 3000 Bücher und Noten ergänzen die Bibliothek von Carl Orff sowie die des Orff-Zentrums München mit Literatur zur Geschichte des Musiktheaters und Literatur über die Antike in der Musik des 20. Jahrhunderts. In der Notensammlung befinden sich Partituren aller Werke des Musikkanons sowie musiktheoretische und musikwissenschaftliche Abhandlungen. Die Bibliothek ist katalogisiert und kann über eine interne Datenbank im Orff-Zentrum München eingesehen werden.