Carl Orffs »Trionfi« an der Staatsoper Hamburg
Triumphal wird das Leben samt irdischer Genüsse gefeiert, die Allmacht des Eros, das Erwachen des Frühlings. Liebe und Treue werden verhandelt und eine Hochzeitszeremonie vollzogen, die in einem orgiastischen Schrei gipfelt. – Der Fantasie einer szenischen Umsetzung sind wie der Untertitel der Carmina Burana, der von magischen Bildern spricht, bereits erahnen lässt, keine Grenzen gesetzt. Archaik und Moderne treffen aufeinander.
Musikalische Leitung: Kent Nagano
Inszenierung: Calixto Bieito
Bühnenbild: Rebecca Ringst
Kostüme: Anja Rabes
Licht: Michael Bauer
Video: Sarah Derendinger
Dramaturgie: Bettina Auer
Der Titel des Triptychons greift zurück auf die sogenannten »Trionfi«, die Prunk- und Maskenzüge in den italienischen Republiken und Fürstentümern der Renaissance: Bei diesen Umzügen wurden traditionell Helden und Götter der Antike samt Gefolge präsentiert. Allerdings steht in Orffs Trionfi nicht eine mythische Gestalt im Handlungszentrum, sondern die weltbeherrschende Triebkraft der Liebe selbst wird in ihren unterschiedlichsten Facetten gezeigt. Diese Triebkraft wird dabei gewissermaßen rückschreitend zu den Anfängen unserer okzidentalen Geschichte erforscht: vom Mittelalter zurück in die römische Antike, und von dort zurück ins alte Griechenland.
Dabei entspricht der Dreiteilung der gesamten Orffschen Trionfi einerseits die Dreiteilung der Dichtung (griechische Hochzeitslyrik, lateinische Liebespoesie und mittellateinische/mittelhochdeutsche Liebes- und Vagantendichtung) sowie andererseits eine Dreiteilung der Zeiten (griechische Antike, römische Antike und Mittelalter). Selbst in den einzelnen Werken wirkt die Dreizahl prägend: Die Carmina Burana teilen sich einerseits in Hauptteil und Rahmenhandlung sowie im Hauptteil in die Abschnitte Uf dem anger, In taberna und Cour d’amours; Catulli Carmina wiederum fächern sich auf in Vorspiel, Haupthandlung und Nachspiel; und Trionfo di Afrodite schließlich gliedert sich in die drei Teile Erwarten des Brautpaars, Hochzeitsbräuche sowie Ankunft der Liebesgöttin. Und ihr, der personifizierten Liebe, gilt als zentraler Gestalt der ganzen Trionfi auch der apotheotische Schlussgesang des Triptychons.